Wie Stress durch Digitalisierung gemindert wird

Während der Corona-Pandemie erlebten viele von uns eine fortschreitende Digitalisierung des Arbeits-Alltags. Negative Folgen hat dieses flexible Arbeiten und der digitale Wandel nicht, sofern eine Trennung von Beruf und Privatleben eingehalten werden können. Wie eine repräsentative Studie der social health@work der BARMER sowie der Universität St. Gallen beschreibt, findet sogar eine Leistungssteigerung aller Mitarbeiter statt.

Im Home-Office sind Mitarbeiter oft produktiver
Im Home-Office sind Mitarbeiter oft produktiver
© Bench Accounting via unsplash.com / CC0

Gesteigerter Stress durch Digitalisierung nur am Anfang

Die Studie zeigt, dass bei Einführung digitaler Arbeitsmethoden zunächst ein Stresszuwachs um sechs Prozent zu verzeichnen ist. Anschließend fällt er allerdings um über 14 Prozent ab.

„Die Corona-Pandemie hat in der Arbeitswelt den Digitalisierungsturbo gezündet. Flexibles, digitales Arbeiten ist zwar zunächst eine Herausforderung. Am Ende können aber Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen profitieren“, sagt der Vorstandsvorsitzende der BARMER Prof. Dr. med. Christoph Straub. Inzwischen würden schon knapp 60 Prozent der Beschäftigten mobil arbeiten, darunter 80 Prozent im Homeoffice. Dieser digitale Wandel wird sich auch nach der Pandemie weiterentwickeln. Betriebe sollten aus diesem Grund die nötigen Voraussetzungen für gesunde und zufriedene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffen.

Der anfängliche Stress durch Digitalisierung nimmt mit der Zeit deutlich ab
Der anfängliche Stress durch Digitalisierung nimmt mit der Zeit deutlich ab
© BARMER

Langzeitstudie über dreieinhalb Jahre

Die Studie social health@work ist die erste Langzeiterhebung ihrer Art. An ihr nehmen etwa 8.000 Erwerbstätige in insgesamt acht Wellen über dreieinhalb Jahre teil. Es werden die Auswirkungen von Flexibilisierung und Digitalisierung auf die Arbeitswelt betrachtet. Dabei analysiert man das soziale Wohlbefinden der Beschäftigten. Die aktuelle Auswertung basiert auf den Ergebnissen der im Juli 2021 abgeschlossenen dritten Befragung. 

Klare Abgrenzung von Arbeit und Privatleben wichtig

Die Studie sagt aus, dass sich seit Beginn der Pandemie bis Juli 2021 gleichbleibend rund 32 Prozent der Frauen und knapp 26 Prozent der Männer erschöpft fühlten. Auch die arbeitsbezogene Unsicherheit blieb praktisch konstant. Zuletzt hat sich diese Zahl auf rund 18 Prozent bei  Frauen und 15 Prozent bei Männern verändert.

Eine klare räumliche Trennung von Arbeitswelt und Privatleben – auch im Homeoffice – führe dazu, dass die Werte nicht negativer ausfallen. Männer können hier einen Vorteil verzeichnen: Während 64 Prozent einen abgetrennten Raum zum Arbeiten nutzen können, haben nur etwa 54 Prozent der Frauen einen solchen Bereich für sich. „Frauen müssen immer noch häufiger den Spagat zwischen Familie und Karriere leisten. Das kann das ungestörte Arbeiten im Homeoffice enorm erschweren“, sagt Straub.

Männer können sich im Home Office besser abgrenzen als Frauen
Männer können sich im Home Office besser abgrenzen als Frauen
© BARMER

Frauen nehmen Chancengleichheit seltener wahr als Männer

Wer fair behandelt wird, ist gesünder. Zudem steigen laut der Studie social health@work die Leistungen, sobald eine gute Inklusion ins Team gelingt. Allerdings sehen nur rund 42 Prozent der Befragten bei der Karriere und der Bezahlung gleiche Chance, wobei große Unterschiede zwischen den Geschlechtern auffallen:

Gut 45 Prozent der Männer nehmen eine Chancengleichheit wahr,  bei den Frauen sind es weniger als 40 Prozent. 

„Ein ausgeprägtes Inklusionsklima innerhalb eines Teams ist elementar für ein erfolgreiches mobiles Arbeiten. Motivation ist aber nur ein Aspekt. Chancengleichheit ist ebenso wichtig. An dieser Stelle sollten Unternehmen noch stärker als bisher ansetzen“, sagt der Autor der Studie, Prof. Dr. Stephan Böhm von der Universität St. Gallen.

Digitalaffine Firmen profitieren auf Dauer von mehr Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter

Der digitale Reifegrad einer Firma ist laut Studie für die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten wichtig. Bei der Einführung digitaler Arbeitsmethoden steigt der Stress zwar zunächst an, am Ende liegt er aber niedriger als vorher. „Digitalisierung und flexiblere Arbeit können die Beschäftigten mittelfristig gesünder und leistungsfähiger machen. Das sollte die Unternehmen zusätzlich für den digitalen Wandel motivieren“, erklärt Böhm. Ohne Hilfe von außen seit das für Unternehmen aber nicht immer umsetzbar, sagt BARMER-Chef Straub. Mit hybriden Lösungen für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz  unterstütze die BARMER Firmen über das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Analoge und digitale Angebote können über die Gesundheitsplattform Digital Health Guide von Unternehmen verknüpft werden, so dass ihren Beschäftigten individuelle bedarfsgerechte Präventionsangebote auch im Homeoffice an die Hand gegeben werden. Hier findet man beispielsweise Videos mit Ernährungstipps, Entspannungsübungen und Angebote zum Thema Selbstmanagement sowie umfangreiche Bewegungsprogramme.

Im Home-Office nimmt die Produktivität zu
Im Home-Office nimmt die Produktivität zu
© BARMER

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